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Welwitschie

Welwitschia mirabilis bezeichnet die einzige bekannte Art der Gattung Welwitschia und gehört zur Unterabteilung der Samenpflanzen sowie zur Ordnung Gnetales.

Das Gewächs kann mehrere Hundert Jahre alt werden und wird im Volksmund manchmal als „hässliche Verwandte der Tanne“ betitelt.

Herkunft und Verbreitung

Welwitschia mirabilis gedeiht in der afrikanischen Wüste Namib, also in Teilen Angolas und Namibias. Die Pflanze ist nicht unmittelbar in Küstennähe beheimatet, sie kommt als dominantes Gewächs in großer Zahl etwa 60 Kilometer von den Küstenregionen entfernt vor. Im Namib-Naukluft-Nationalpark befinden sich rund 6000 Vertreter dieser Art.

Ihren Namen verdankt die Welwitschie dem Botankier Friedrich Welwitsch aus Österreich, welcher das Gewächs in den späten 1850er Jahren entdeckte.

In der afrikanischen Bevölkerung ist die Pflanze unter den Namen Wüstenzwiebel oder Stumpf bekannt.

Erscheinungsbild

Welwitschia mirabilis wächst perennierend (ausdauernd) und weist einen kurzen Stamm auf, welcher im Erscheinungsbild einer Rübe ähnelt. Der Stamm geht aus dem untersten Teil der Sprossachse (Hypokotyl) hervor. Die Pfahlwurzel der Pflanze reicht bis tief in den Boden. Die Welwitschie verfügt über nur zwei Laubblätter, die auch die Keimblätter ersetzen. Ihr verholzter Stamm kann oberirdisch eine Höhe von bis zu 1,50 Meter erreichen. Zumeist erreicht der Stamm einen Durchmesser von einem Meter, es existieren jedoch Exemplare mit einem Umfang von über 8 Metern.

Die Welwitschie weist im Sekundärholz Tracheen auf, obwohl diese Gefäßelemente typisch für Bedecktsamer sind und die Pflanze zu den Nacktsamern zählt.

Die zapfenartigen Blütenstände der Welwitschie wachsen in unmittelbarer Nähe der Blattbasis heran. Die Wurzeln erstrecken sich unterirdisch über einen Radius von etwa 15 Metern. Außerdem besitzt Welwitschia mirabilis eine Pfahlwurzel.

Fortpflanzung

Welwitschia mirabilis wächst diözisch, es kommen sowohl weibliche als auch männliche Exemplare der Art vor. Die zapfenähnlichen Blütenstände befinden sich in den Achseln von Deckschuppen.

Zwei verwachsene Brakteenpaare umgeben die weiblichen Blüten der Welwitschie.

Das innere Brakteenpaar wird bei der Reife hart, während das äußere Paar Flügel bildet. Die männlichen Blüten von Welwitschia mirabilis weisen eine Hülle aus zwei kreuzgegenständigen Brakteenpaaren auf.

Eine Bestäubung erfolgt durch Insekten, wahrscheinlich durch Wespen. Der Blühvorgang findet im Sommer und Herbst statt. Die Reifung der Samen erfolgt im Frühjahr, hierbei werden die Samen durch einen Zerfall der Zapfen freigesetzt.

Die durch den Wind verbreiteten Samen sind bis zu einem Jahr keimfähig, eine Keimung findet nur nach stärkerem Regen statt.

Die circa 15.000 Blüten einer einzelnen Welwitschie produzieren jährlich nur circa 100 Samen mit einer sicheren Keimfähigkeit.

Da sich die Keimlinge ausschließlich nach heftigen Niederschlägen entwickeln können, sind Jungpflanzen relativ selten im natürlichen Habitat der Welwitschie zu finden. Die meisten existierenden Exemplare werden auf ein alter von etwa 500 Jahren geschätzt. Es gibt auch Vertreter der bizarr wirkenden Pflanzenart, welche rund 2000 Jahre alt sein sollen.

Ungeklärte Theorien

Neuere botanische Studien verbreiten die Theorie von zwei Unterarten der Welwitschia mirabilis, welche sich in ihrer Morphologie sowie dem natürlichen Habitat unterscheiden.

Welwitschia mirabilis subsp. namibiana gedeiht in Namibia und weist einen gefransten Rand der Brakteen auf. Die männlichen Zapfen sind zumeist lachsfarben oder grünlich.

Welwitschia mirabilis subsp. mirabilis wächst ausschließlich in Angola. Die männlichen Zapfen sind bräunlich gefärbt. Ihre Brakteen verfügen über einen glatten Rand.

Welwitschia mirabilis nimmt Wasser hauptsächlich über den Boden auf. Jedoch tragen die der Oberfläche nahen Feinwurzeln der Pflanze auch einen gewissen Teil zu der Wasseraufnahme bei. Über die Blätter erfolgt eine Feuchtigkeitszufuhr in sehr geringem Maße.

Ob die Welwitschie zu den CAM-Gewächsen (Crassulaceen-Säurestoffwechsel) gehört, konnte bis jetzt nicht eindeutig bewiesen werden.

Gefährdung der Pflanzenart

Schwere Sandstürme führen häufig zu einer Verfransung der Blätter von Welwitschia mirabilis. Zudem dient das Gewächs einigen Säugetieren als Futterpflanze. Die Welwitschie zählt nicht zu den gefährdeten Pflanzenarten, sie ist allerdings gesetzlich  geschützt. Aufgrund ihrer Bekanntheit ist das Gewächs auf dem Wappen Namibias abgebildet. In früheren Zeiten wurde das Mark der Blätter roh oder gebacken auch von Menschen verzehrt.

Vorkommen in Europa

Im europäischen Raum sind Welwitschien als Zierpflanzen zwar vertreten, jedoch sind sie nicht besonders tolerant gegenüber Frost. Saatgut bei entsprechenden Händlern zu erwerben. Ganze Pflanzen dürfen nicht aus Namibia oder Angola ausgeführt werden. Ältere Exemplare sind eher unempfindlich, junge Pflanzen weisen eine Anfälligkeit für Pilze auf.

Spezifische Angaben zu eventuellen heilenden Eigenschaften der Welwitschie existieren bislang nicht. In ihrem natürlichen Habitat wächst die Pflanze relativ abgeschieden und spielte daher bezüglich der afrikanischen Volksmedizin keine Rolle. Neuere Studien aus Europa weisen allerdings auf eine harntreibende Wirkung von Welwitschia mirabilis hin.