deutsch englisch

Heilpflanzen im Alltag

Wissenswertes  >  Heilpflanzen im Alltag

Heilpflanzen im Alltag

Schulmedizinische Heilmethoden und Arzneien sind ein wichtiger Bestandteil der Pharmakologie und bei schweren Erkrankungen sollte darauf zurückgegriffen werden. Bei leichten Alltagsbeschwerden oder weniger schwerwiegenden Symptomen bietet sich jedoch eine Behandlung durch pflanzliche Mittel an. Heilpflanzen finden sich in nahezu jedem Haushalt, denn auch Gewürze und bestimmte Gemüsesorten spielen in der Heilpflanzenkunde eine Rolle. Zudem können verschiedene Gewächse problemlos Zuhause angepflanzt und anschließend geerntet sowie verarbeitet werden.

Die gängigsten Heilpflanzen

Die Kamille (Matricaria chamomilla) zählt zu den bekanntesten Pflanzen mit heilender Wirkung und wird daher auch häufig gegen Erkältungsbeschwerden und krampfartige Symptome genutzt. Als Tee ist sie in vielen deutschen Haushalten zu finden.

Der Sanddorn (Hippophae ramnoides) ist zwar ein relativ kostspieliges Heilmittel, verfügt jedoch über umfassende Heilkräfte. Er ist Bestandteil von Tees, Säften und Konfitüren.

Ähnlich bekannt wie die Kamille ist auch Rosa canina, die Hagebutte. Die Früchte des Gewächses enthalten wie Sanddornbeeren viel Vitamin C, stärken das körpereigene Immunsystem und helfen bei Frühjahrsmüdigkeit. Aus Hagebutten werden Tees und Konfitüren oder Säfte hergestellt.

Die Pfefferminze (Mentha x piperita) ist ein wirkungsvolles natürliches Heilmittel gegen diverse Beschwerden und in vielen Haushalten als Tee oder in Form von Öl gegen Erkältungen und Schmerzen zu finden.

Salbei, botanisch Salvia officinalis, ist fester Bestandteil vieler Arzneitees und wird bei Halsschmerzen und Reizungen im Mund- und Rachenraum verwendet. Zudem wirken seine ätherischen Öle und Gerbstoffe gegen starkes Schwitzen. In der mediterranen Küche findet das Kraut Verwendung als Gewürzpflanze. Pastagerichte, Fleisch und Gemüse können damit verfeinert werden. Salbei löst Verkrampfungen und stärkt das Nervensystem, er eignet sich daher bestens als natürliches Mittel gegen Stress und Nervosität. Die Pflanze benötigt kalkhaltigen Boden und kann im April ausgesät werden. Bei guter Wässerung keimt Salbei schon innerhalb von zehn Tagen. Mitte Mai können die kleinen Pflänzchen ins Beet gesetzt werden. Die Blätter werden mit Beginn der Blüte geerntet und kopfüber zum Trocknen aufgehängt.

Die Goldrute (Solidago virgaurea) ist ein besonders wirksames, natürliches Antibiotikum, welches bei leichten Blasenentzündungen helfen kann. Frisches Kraut wird mit heißem Wasser zu einem Tee bereitet. Goldrute kann von Juli bis Oktober gesammelt werden.

Die Schafgarbe, welche auch Achillea millefolium genannt wird, wirkt bei Menstruationsbeschwerden lindernd. Obwohl das Gewächs häufig an Wegrändern zu finden ist, gestaltet sich ein Anbau im heimischen Garten schwieriger. Die Schafgarbe benötigt viel Sonne und ihre Samen sind nur ein Jahr lang keimfähig.

Bekannte Gewürzkräuter

Zu den gerne in der Küche genutzten Kräutern und Gewürzen gehört unter anderem Basilikum (Ocimum basilikum). Die Blätter des Gewächses werden oft zu Tomaten oder auf Pizza gegessen. Basilikum wirkt antibakteriell, krampf- und schleimlösend sowie tonisierend und beruhigend. Eine Verwendung bei Beschwerden bezüglich der Verdauungsorgane empfiehlt sich besonders. Außerdem kann das Heilkraut typische Symptome der Wechseljahre lindern.
Die Brunnenkresse (Nasturtium officinale) wird als Salatgewürz oder als Beigabe in Kräuterquark genutzt und ist sehr simpel anzupflanzen. Sie wirkt anregend, schleimlösend sowie antibakteriell und kann äußerlich bei leichten Brandwunden und gereizter Haut verwendet werden. Einzig während einer Schwangerschaft sollte Brunnenkresse nicht verzehrt werden.
Wilder Thymian (Thymus serpyllum) zählt ebenfalls zu den bekanntesten Küchenkräutern und wird bei Husten oder Kopfschmerzen genutzt.

Gemüsesorten und Knollengewächse mit heilender Wirkung

Zu den Gemüsepflanzen, welche sich durch eine besondere Heilwirkung auszeichnen, zählt der Gartenrettich (Raphanus sativus). Er stellt ein altbekanntes und schmackhaftes Nahrungsmittel dar. Rettich wirkt schleim- und krampflösend sowie adstringierend und enthält viel Vitamin C. Das Gewächs kann relativ unkompliziert im Garten angebaut werden. 
Der Ingwer (Zingiber-Arten) hat vor allem in der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) eine Bedeutung. Die Wurzel der Pflanze wird als Gewürz verwendet. Ingwerauszüge finden sich in Tees, Limonaden und Süßigkeiten. Als natürliches Heilmittel kann die Knolle des Gewächses verzehrt oder zu einem Tee verarbeitet werden. In Europa kommt der Ingwer ausschließlich als Kulturpflanze vor und kann durchaus im heimischen Garten angepflanzt werden.

Heilpflanzen anbauen und ernten

Einige Gewächse mit heilender Wirkung lassen sich problemlos in kleinen Töpfen auf Fensterbänken heranziehen. Die gilt besonders für Kräuter wie Thymian, Kresse, Melisse und Oregano. In der Regel wird ein wenig Erde und regelmäßige Wasserzufuhr benötigt, um das Saatgut zum Keimen zu bringen. Gewürzkräuter können frisch oder getrocknet verwendet werden, sie entfalten so ihre heilende Wirkung bestens. Besondere Kochkenntnisse sind daher nicht notwendig. Bezüglich der Verwendung von einzelnen Gewürzpflanzen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Heilpflanzen wie die Kamille, Minze, Ringelblume oder Schafgarbe benötigen etwas mehr Platz, können aber auch in Balkonkästen herangezogen werden, wenn kein Gartenbeet vorhanden ist.
In der Regel wird Saatgut im Frühling in Erde gepflanzt. Einige Arten bevorzugen Wärme und Licht, andere zählen zur Kategorie der Dunkelkeimer.
Für einen Selbstanbau eignen sich Gewächse mit toxischen Eigenschaften nicht, hier ist die Gefahr einer Vergiftung durch den Verzehr einer zu großen Menge gegeben.
Heilkräuter werden überwiegend in den Sommermonaten oder im Frühherbst geerntet. In getrocknetem Zustand halten sie länger, wobei einige wenige Arten dann ihre heilende Wirkung verlieren.
Pflanzenschutzmittel auf chemischer Basis dürfen keinesfalls bei Heilkräutern angewendet werden.

Heilpflanzen im Alltag nutzen

Gewürzkräuter und Gemüsesorten mit heilender Wirkung können ohne besonderen Aufwand im alltäglichen Leben verwendet werden. Der Rettich stellt gekocht eine gesunde Beilage zu Fleisch oder Fisch dar und wird auch in Aufläufen verarbeitet. Ingwerwurzeln dienen vorrangig als würzende Zugabe - die Knollen werden geraspelt und verschiedenen Gerichten beigemischt. 
Um Tee aus Heilpflanzen herzustellen, wird lediglich heißes Wasser benötigt. In der Regel reicht für eine Tasse ein Teelöffel Kraut von der jeweiligen Heilpflanze aus. 
Aufgussgetränke müssen zwischen fünf und zehn Minuten ziehen. Aus den Tees können außerdem Gurgellösungen hergestellt werden. Zur äußerlichen Anwendung empfehlen sich Breiumschläge. Frisches Kraut wird hierzu zerrieben und auf die zu behandelnden Körperstellen gelegt. 
Pflanzen mit heilender Wirkung können weiterhin durch Zugabe von Alkohol zu Tinkturen verarbeitet werden. Hochwertiges Olivenöl und frische Kräuter ergeben ein gesundheitsförderndes und aromatisches Kräuteröl. 
Heilkräuter sind bezüglich ihrer Verwendung und Verarbeitung sehr vielseitig. Der Anbau von unkomplizierten Arten lohnt sich in jedem Fall. Während Gewürze und einjährige Krautgewächse auf Fensterbänken und Balkonen herangezogen werden können, benötigen Sträucher und Halbsträucher mit heilenden Kräften wie Weißdorn, Sanddorn und Hagebutten mehr Platz und mehr Zeit für ihr Wachstum. Diese Pflanzen gedeihen jedoch gut in größeren Gartenanlagen. 

Heilpflanzen lassen sich hervorragend im Alltag nutzen, sie stellen nicht nur gesunde Nahrungsmittel und aromatische Würzkräuter dar, sie entfalten außerdem eine heilende Wirkung und können daher als natürliche Arzneimittel verwendet werden. Jedoch sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Kuren auf der Basis von natürlichen Heilkräutern nicht länger als sechs Wochen dauern sollten. Zudem können Heilpflanzen, wie Medikamente der Schulmedizin auch, Allergien auslösen.